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Jubiläumsjahr 2024: 1100 Jahre heiliger Wolfgang

Im Jahr 2024 begehen wir den 1100. Geburtstag des heiligen Wolfgang von Regensburg, der 924 in Pfullingen geboren wurde. Was viele nicht wissen: Bevor er im Jahr 972 Bischof von Regensburg wurde, lebte er von 965 bis 971 als Mönch im Kloster Einsiedeln. Unsere Klostergemeinschaft ist stolz auf diesen berühmten Mitbruder, der in seinem Leben viel Gutes gewirkt hat und bis heute Menschen inspiriert. Hier erfahren Sie mehr über den heiligen Wolfgang und die Einsiedler Angebote im Jubiläumsjahr 2024. Wir Mönche freuen uns über alle Pilgerinnen und Pilger, die auf den Spuren des heiligen Wolfgang unser Kloster besuchen!

Wolfgang – unterwegs mit und für Gott

Wolfgang war ein Wanderer zwischen den Welten: Geographisch gesehen war er Zeit seines Lebens unterwegs. Die Orte, an denen er wirkte, sind über das heutige Mitteleuropa verstreut: 924 in eine «rechtschaffende» Familie bei Pfullingen geboren, erhielt er seine Ausbildung auf der Klosterinsel Reichenau und an der Würzburger Domschule, an die er mit seinem adeligen Freund Heinrich wechselte. Als Heinrich 956 neuer Erzbischof von Trier wurde, nahm er Wolfgang mit und machte ihn zu seiner «rechten Hand». Immer wieder Neuland betrat Wolfgang auch, was seine Tätigkeiten anging: In Trier übernahm er die Leitung der Domschule und das Amt des Dekans des Domkapitels. Nachdem sein Freund Heinrich verstorben war, wurde er in Köln Mitarbeiter der kaiserlichen Kanzlei.

Wolfgang in Einsiedeln

Doch Wolfgang blieb nicht lange in Köln. Er entschied sich für ein Mönchsleben im damals neu gegründeten Kloster Einsiedeln, dessen guter Ruf als vorbildliches Benediktinerkloster zu ihm vorgedrungen war. Damals bescheiden im «Finsteren Wald» oberhalb des Zürichsees gelegen, schien es geeignet, dem Trubel der Welt zu entfliehen und einer kontemplativen Lebensweise nachzugehen. 966 klopfte er an die Klosterpforte und bat um Aufnahme. Schon nach kurzer Zeit wurde er hier Prior und Schulleiter. Die Wissenschaft im Kloster kam unter seiner Leitung zur Blüte. Bischof Ulrich von Augsburg schätzte das Kloster Einsiedeln und war Abt Gregor in Freundschaft verbunden. Häufig besuchte er Einsiedeln und lernte dabei Wolfgang kennen. Nach langem Bemühen konnte er Wolfgang überzeugen, sich 968 mit 44 Jahren zum Priester weihen zu lassen.

Wolfgangs Biograph Othlo schreibt über dessen Beweggründe für den Eintritt ins Kloster Einsiedeln, seinen Aufenthalt hier und sein anschliessendes Weiterziehen Richtung Osten:

Nach wenigen Tagen aber nahm er zwei Jünglinge mit sich, und mit dem Wunsch, Gott den geistigen Isaak, nämlich sein Gelübde als Opfer darzubringen, kam er in das Kloster Einsiedeln, das im Finstern Wald gebaut ist. Dorthin zu gelangen entschied sich der Diener Gottes nämlich wegen der strengeren Regel der Lehre, die man dort befolgt. In jenen Tagen stand den Mönchen dieses Ortes ein geistlicher Vater namens Gregor vor, der aus dem englischen Volk stammte. Er hatte in jungen Jahren das Vaterland, die Eltern und die ihm verlobte Frau verlassen und war in das Kloster geeilt. Dass sein Leben sehr gottesfürchtig war, übergehen wir hier, da es nicht nötig ist, es zu wiederholen, damit wir nicht vom Thema wegkommen. In die Leitung dieses Abtes also begab sich der Diener Christi Wolfgang. Mit den Seinigen legte er den alten Menschen ab, und zog er den neuen Stand der mönchischen Lebensweise an. Darin lebte er in so grosser Strenge und in solcher Aufmerksamkeit, dass er den Erfolg seiner Tugenden und die Rettung vieler Seelen offenbarte. Als er daher die Zeit seines Dienstes durchlaufen hatte, kamen viele von den Nachbarklöstern zu ihm, die vom Ruf seiner Rechtschaffenheit besprengt waren. Da er die Erlaubnis des Abts erhielt, erbaute er diese alle in den Lehren der Schriftsteller wie der Künste und, was diese überragt, in der sittlichen Unterweisung.

Damals kam der selige Bischof Ulrich, dessen heiliges Wesen durch ganz Europa duftet, nach Gewohnheit in dieses Kloster, um die Brüder zu besuchen. Und da er einige Tage dort blieb und die Wesensart des heiligen Wolfgang erkannte, suchte er ihn in leidenschaftlicher Liebe zu umarmen und zu verehren. Nicht lange danach weihte er ihn zum Priester, wie sehr dieser sich auf weigerte. Alsdann begehrte der zur Würde des Priesteramtes erhobene Mann Gottes das zu erfüllen, wozu er berufen war. Mit der ganzen Hacke der Demut erkundete er seinen Geist. Und er brachte durch die Gelübde, die seine Lippen öffneten, treu die innersten Opfer dar. Und da er sich bemühte, sich selbst Gott täglich in solcher Zerknirschung zu opfern, durfte er zur Gnade göttlicher Schau erhoben werden. Weil er nämlich für sein Heil und das der anderen beständig betete und solche Bitten der Fürsprache der Heiligen aufs eifrigste anvertraute, schaute er den seligen Bekenner Christi Othmar, der er sich und das Seinige sehr oft empfahl, in Traumbildern neben sich treten. Und von ihm vernahm er solche Worte:

«Weil du mich ersucht hast, dass ich mich für dich verwende, offenbare ich dir etwas Zukünftiges, das dir kraft meiner Vermittlung begegnen wird. Arm und mittellos wirst du aus dieser Gegend ausziehen. Aber in einer anderen, in der du für die Liebe des Herrn verbannt sein wirst, wirst du durch die göttliche Vorsehung ein Bistum übernehmen, das an vergänglichen Gütern ziemlich gesegnet ist. Wenn du dich dessen Verwaltung als treu erweisest, wird du nach Verlauf von zweiundzwanzig Jahren das flüchtige Leben vollenden. Und du sollst ohne Zweifel wissen, dass du die Seele dem Schöpfer zurückgeben wirst an der Stelle, wo unter dem Namen Christi mein Gedächtnis von Christen gepriesen und geehrt wird. Dorthin hoffe ich zur Stunde deines Auszuges aus dem Ägypten dieser Welt zu kommen mit den übrigen, die du verdienst, dass sie von den himmlischen Bürgern als Tröster zu dir kommen werden.»

Derart nahm er die Vision umso fester auf, je gewisser er den Scharfsinn auf den Spiegel der göttlichen Betrachtung ausrichtete, indem er ständig bei sich erwog, auf welche Weise er das Talent verdoppelte, das ihm eingeräumt war zum Heile der anderen. Dank dessen verliess er mit Erlaubnis seines Abtes das Kloster, aber nicht das Mönchtum, begehrte nach dem Apostel grösseren Gnadengaben nachzustreben und wanderte heimatfern durch Alemannien nach Österreich. In dessen östlichen Teil ging er mit bescheidener Begleitung und, um zu predigen, erreichte er die Grenzen von Ungarn.

Der heilige Wolfgang brach 971 auf, um im Gebiet des heutigen Ungarn das Evangelium zu verkünden. Doch der Missionserfolg blieb aus und das Ende dieses Abenteuers war schnell besiegelt. Bis heute ist nicht bekannt, warum Wolfgang nur ein Jahr später die Missionsreise abbrach: War sie ungenügend vorbereitet? Jedenfalls tauchte er am Hof des Passauer Bischofs Pilgrim auf, der ihn dort als «vagabundierenden Mönch» zunächst misstrauisch beäugte. Offenbar änderte er aber schnell seine Ansicht: Nachdem Bischof Michael von Regensburg im September 972 verstorben war, empfahl niemand geringerer als Pilgrim Wolfgang für das Amt des vakanten Regensburger Bischofsstuhls.

Wolfgang als Bischof von Regensburg

Als Bischof war Wolfgang die Förderung der Wissenschaft ein Anliegen: Um die Bildung des kirchlichen Nachwuchses zu fördern, gründete er die Bibliothek in St. Emmeram. Auch die Regensburger Domschule, woraus der Sängerknabenchor der «Regensburger Domspatzen» hervorging, geht auf ihn zurück.

Wolfgang gab Macht ab, wenn er erkannte, dass dies im Sinne der Frohen Botschaft war: So verhalf er dem Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg zu neuer Blüte, indem er es aus der Herrschaft des Bischofs ausgliederte und der Leitung eines geeigneten Abtes unterstellte. Er verzichtete auf die böhmischen Gebiete seiner Diözese und so konnte das Bistum Prag gegründet werden. Machtpolitische und finanzielle Erwägungen hatten zurückzutreten, wie folgender überlieferter Ausspruch nahelegt:

«Wir sehen im Boden jenes Landes eine kostbare Perle verborgen, die wir nicht, ohne unsere Schätze zu opfern, gewinnen können. Gern opfere ich mich selbst und das Meinige auf, damit dort die Kirche erstarke und das Haus des Herrn festen Boden gewinne.»

Historisch gesichert ist die Tatsache, dass Wolfgang im Hungerjahr 987 die bischöflichen Kornspeicher öffnen liess: Jeder sollte so viel Brotgetreide bekommen, wie er brauchte. Zwei Anordnungen zeigen ihn dabei als erfahrenen Verwaltungsmann, der mitten im Leben stand und die Schwächen der Menschen kannte: Erstens liess er seine Beamten schwören, keine Belohnungen anzunehmen und zweitens mussten die Empfänger von auswärts versprechen, die Hälfte wiederum an die Armen zu verteilen.

Um nicht zu einer Parteinahme für streitende weltliche Herren gezwungen zu werden, zog sich Wolfgang zwei Jahre ins Kloster Mondsee im Salzburgerischen zurück. Auch das ist ein Beleg dafür, wie verbunden Wolfgang der klösterlichen Lebensform im Bischofsamt blieb. Er führte weiterhin ein einfaches Leben und weigerte sich, den schwarzen Habit abzulegen, weswegen viele ihn den «Mönchsbischof» nannten.

Mit grosser Sorgfalt kümmerte sich Wolfgang bis zu seinem Tod am 31. Oktober 994 um die Diözese: Der Überlieferung nach starb er auf einer Reise an die Ränder des Bistums, die ihn nach Pupping bei Linz in Oberösterreich führte. Sein Leichnam wurde nach Regensburg in die Kirche St. Emmeram überführt, wo sich heute in der Westkrypta sein Grab befindet.

Wolfgang als Vorbild

Während seines Lebens blieb Wolfgang ein Suchender. Seine Berufung bestand darin, sich immer wieder neuen Aufgaben zu stellen: Gottes Geist trieb ihn herum und er liess sich auf diesen Ruf ein. Als Reformer von Klöstern hat er die Weichen für die Zukunft gestellt und die Entwicklung von Einsiedeln, St. Emmeram, Mondsee, Niederaltaich, Kremsmünster und anderen Benediktinerstiften massgeblich beeinflusst.

Sein Streben, das geistliche Leben voranzubringen, drückte sich im ständigen Lernen, Studieren und in Gesprächen mit Gelehrten und Schülern aus. Und er lebte seine Überzeugungen für die Menschen, für die er Verantwortung trug. Die Suche nach Wahrheit und wahrem Leben fand nicht nur in Studierzimmern und Andachtsräumen statt, sondern im konkreten Leben mit den Menschen. So wird berichtet, dass er stets Sorge um Arme und Kranke hatte, Hungernde aus seiner eigenen Kornkammer speiste, Arme bekleidete und sich nicht viel aus den weltlichen Würden machte. Das Begeisternde an Wolfgang ist, dass Glaube und Leben aufs engste miteinander verbunden waren.

Seine Gottessuche trieb ihn immer wieder in die Einsamkeit und Zurückgezogenheit des Klosters, wo er Stille und Zeit für das Gebet fand. Sich ganz auf Gott auszurichten, war Wolfgangs Lebensprogramm. Die Liebe Gottes, welche er ausstrahlte, wollte er weitergeben. Und so erzählte er von dem, was ihn erfüllte, und versuchte gleichzeitig, danach zu leben: Wolfgang war ein Mann des Gebetes und der Tat – ein wahrer Sohn des heiligen Benedikt, der 971 «das Kloster verliess, nicht aber das Mönchtum».

Heute kann uns der heilige Wolfgang sagen: Wer die Liebe lebt, der kann die Welt und sein eigenes Leben umgestalten, verwandeln und etwas Neues schaffen. Dazu muss man kein Heiliger sein. Wir müssen nur Ernst machen mit der Liebe und beginnen aus der Liebe unseren Weg zu gehen und sie täglich neu zu leben.

Sonder-Ausstellung in der Stiftsbibliothek

Seit April wird in der barocken Stiftsbibliothek des Klosters Einsiedeln eine Doppelausstellung anlässlich des 100. Jubiläums des Einsiedler Welttheaters und des 1100. Geburtstages des heiligen Wolfgang gezeigt. Zu letzterem werden u.a. die Wolfgangsvita des Otloh von Regensburg (11. Jahrhundert) und eine Inkunabel (Frühdruck) der Wolfgangslegende aus Burgdorf (1475) gezeigt. Zudem sind Handschriften zu sehen, die vermutlich durch den heiligen Wolfgang nach Einsiedeln gekommen sind und seither in unserer Bibliothek aufbewahrt werden.

Die Stiftsbibliothek ist nur im Rahmen einer Klosterführung zu besichtigen. Weitere Informationen finden Sie auf: https://www.kloster-einsiedeln.ch/information/besichtigungen-/-fuehrungen/klosterfuehrungen

Gedenkort in der Klosterkirche

In der Klosterkirche zeigen ein Deckenfresko über dem Mauritiusaltar und eine Stuckstatue beim Meinradsaltar den heiligen Wolfgang.

Im Jubiläumsjahr ist der heilige Wolfgang zusätzlich beim Benediktsaltar präsent. Das dortige Bild stellt den heiligen Wolfgang als Mönch von Einsiedeln dar, wie er aufbricht, um in Ungarn das Evangelium Christi zu verkünden. Es wurde 1918 vom Einsiedler Künstlermönch P. Bernhard Flüeler gemalt.

E-Bike-Wallfahrt am 25.6.2024

Pater Lukas Helg bietet am Dienstag, 25. Juni 2024 eine E-Bike-Wallfahrt von Einsiedeln zur Kirche St. Wolfgang bei Hünenberg ZG an. Treffpunkt ist um 10.00 Uhr vor dem Hauptportal der Klosterkirche. Davor besteht die Möglichkeit, um 09.30 Uhr die Heilige Messe in der Gnadenkapelle zu Ehren des heiligen Wolfgang mitzufeiern und den Pilgersegen zu empfangen. Anmeldung erfolgt über die Webseite  https://gottesdienst.kloster-einsiedeln.ch.

Medaille zum Wolfgang-Jubiläum

Die für das Jubiläumsjahr 2024 geprägte Medaille ziert auf der Vorderseite eine Abbildung des heiligen Wolfgang, die Rückseite zeigt das Signet des Jubiläumsjahres und die Namen der einzelnen Wolgangsorte.

Die Medaille ist eine schöne Erinnerung an den heiligen Wolfgang und ist für CHF 7.- im Einsiedler Klosterladen sowie an der Kirchenpforte (in der Klosterkirche vorne rechts) erhältlich.

Festgottesdienst am 31.10.2024

Anlässlich seines liturgischen Gedenktages am 31. Oktober 2024 feiern wir um 11.15 Uhr ein festliches Konventamt, dem Abt Urban Federer als Hauptzelebrant vorstehen wird. 

Wolfgang-Sendung auf Radio Gloria

Der Regensburger Domvikar Andreas Albert spricht im Podcast des Radiosenders Radio Gloria eindrucksvoll über den heiligen Wolfgang. Er erzählt im Gespräch mit Andrea Marty, was für ihn der heilige Wolfgang bedeutet und er beleuchtet das Leben des Heiligen. Dabei spricht er auch über seine Besuche in Einsiedeln: «Viermal durfte ich bis jetzt als Zelebrant mitfeiern in der wunderschönen Abteikirche in Einsiedeln. Jedes Mal war es für mich ein beeindruckender Gottesdienst». 

Hier geht es zur Sendung: https://bistum-regensburg.de/news/radio-gloria-bringt-podcast-zum-wolfgangsjahr-mit-pilgerpfarrer-andreas-albert 

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